Ida will sie alle begrüßen
Im Jahr 2036 wird der internationale Städtebund der Hanse in Warburg zu Gast sein.
(NW vom 22.06.2009 v. Dieter Scholz) Nowgorod. 27 Jahre werden die Warburger noch warten müssen, dann wird die Stadt an der Diemel zum internationalen Zentrum der Hansefreunde. Am Samstagmittag fiel im russischen Nowgorod die Entscheidung, Warburg zum Ausrichter der Internationalen Hansetage 2036 zu machen.
Spannend sei die Entscheidungsfindung gewesen, sagt Bürgermeister Michael Stickeln am Telefon gegenüber der Neuen Westfälischen. Doch am Ende habe alles gepasst, zeigt sich der Verwaltungs-Chef mehr als zufrieden.
Dabei begann der Tag der Delegiertenkonferenz der 84 für vier Tage in Nowgorod vertretenen europäischen Hansestädte zunächst nicht allzu aussichtsreich. Denn grundsätzlich, so war beraten worden, sollten keine Hansetage über das Jahr 2030 hinaus vergeben werden. Als Antwort auf die Warburger Bewerbung sahen die Verantwortlichen im obersten Organ des Städtebundes nur eine Beschlussempfehlung vor, die der alten Hansestadt in Ostwestfalen ein „privilegiertes Vorrecht zur Ausrichtung 2036“ gegeben hätte. Zu lang schien der Zeitraum. Diese Absicht wollte man auf der Anwesenheitsliste dokumentieren.
„Das Präsidium hatte keinen entgültigen Beschluss vorgesehen“, so Stickeln. Doch das Meinungsbild nach der gelungenen Warburger Präsentation schlug um. „Nicht zuletzt aufgrund des innovativen Finanzierungskonzepts“, so Stickeln, das der Stadtrat im August vergangenen Jahres verabschiedet hatte. Bis 2036 sollten pro Jahr 20.000 Euro für das Hanse-Mega-Event zurückgelegt werden. Die Kommunalpolitiker schauten weit voraus in die Zeit. Außerdem feiert die Stadt in dem Jahr ihr 1.000-jähriges Stadtjubiläum. Ein gutes Argument.
Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe, qua Amt Vormann (Präsident) des Städtebundes „Die Hanse“, leitete in der Delegiertenversammlung am Samstag die Warburger Bewerbung ein, die Bürgermeister Michael Stickeln und die beiden Warburger Hanse-Vertreter Wilfried Genau und Karl-Heinz Hellmuth, präsentierten. „Enttäuschen Sie die kleine Warburgerin, die kleine Ida, die Sie so gerne 2036, dann als junge Dame, in Warburg begrüßen möchte, nicht.“ Mit diesen Worten und dem Fingerzeig auf die Leinwand, auf der ein Bild der dreijährigen Ida, lächelnd vor der Stadtsilhouette erschien, schloss Stickeln seine Bewerbungsrede.
„Jetzt wird gefeiert, Schlips und Kragen beiseite gelegt“
Die Überraschung: Diskussionen blieben aus, es kam gar zur direkten Abstimmung. Bei sechs Gegenstimmen votierten die Delegierten der 84 vertretenden Hansestädte dafür, die Internationalen Hansetage 2036 an die Diemel zu vergeben.
„Äußerst erfreulich“, sagt Stickeln übers Handy knapp. „Jetzt wird gefeiert, Schlips und Kragen beiseite gelegt.“ Das Wetter sei schön, Temperaturen um die 19 Grad und ein wenig windig. Man merkt dem Stadtvertreter die Erleichterung an.
Die Menschen in Nowgorod seien „außerordentlich gastfreundlich“, berichtet Stickeln. Und er genieße an der Uferpromenade der Newa oder vor der Mauer des Kreml die Eindrücke nach der Anstrengung der Tagung. „Gerade boten uns zwei Damen einen guten Tropfen Wein und Weißbrot an“, lässt er übers Handy wissen. Von einem russischen Senior habe er vom heimischen Grill mitgebrachte Fleischspieße probiert. „Die Herzlichkeit der Leute beeindruckt“, sagt Stickeln. Wenn auch Hände und Füße im Gespräch entscheidender seien als wohlgeformte Worte.
Erfahrungen, die auch eine Warburger Reisegruppe unter Führung von Rolf Becker vom „Warburger Hanseclub“ gemacht haben wird. „Vertreter der Stadt Warburg nahmen an allen Internationalen Hansetagen der Neuzeit teil. Sei es mit einem Stand oder mit einer offiziellen Delegation“, sagt Becker, übrigens der Großvater der kleinen Ida. Der Hanseclub ist eine Bürgergruppe, „die in den letzten 20 Jahren stets auf eigene Kosten zu den Hansetagen reiste“, so Becker. Mit dem Bus ging es am 16. Juni nach Wismar und Rostock, danach nach Nowgorod. Die Gruppe wird am 26. Juni nach dem Besuch St. Petersburgs wieder zurück in Warburg erwartet.
Da das Neue Kommunalen Finanzmanagement (NKF) die Bildung einer Rücklage nicht vorsehe, werde der Ansparbetrag für die Hansefesttage über die Bürgerstiftung geregelt, informiert Michael Stickeln gegenüber der NW. Der Bürgermeister denkt schon wieder weiter.