Demokratie leben

Demokratie fördern. Vielfalt gestalten. Extremismus vorbeugen.

Seit dem 1. Januar 2023 ist die Hansestadt Warburg Teil des Bundesprogramms „Demokratie leben!“, das durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird. Ziel des Programms ist es, demokratische Werte zu stärken, gesellschaftliche Vielfalt sichtbar zu machen und Radikalisierungstendenzen entgegenzuwirken – direkt vor Ort, gemeinsam mit den Menschen der Stadt.

Mit dem Förderschwerpunkt auf Demokratie, Jugend und Vielfalt baut Warburg seither eine lokale Partnerschaft für Demokratie auf. Diese schafft Strukturen, um zivilgesellschaftliches Engagement sichtbar zu machen, zu unterstützen und neue Impulse in der kommunalen Demokratiearbeit zu setzen.

Erste Ausschreibungsrunde der Warburger Partnerschaft für Demokratie 2025

Die Partnerschaft für Demokratie der Hansestadt Warburg startet am 1. April 2025 die erste Ausschreibungsrunde für Demokratie- und Jugendprojekte. 55.000 Euro stehen bereit, um Initiativen zu unterstützen, die demokratische Teilhabe stärken, gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern und extremistischen Tendenzen vorbeugen. Gemeinnützige Vereine, Initiativen sowie Einzelpersonen in Zusammenarbeit mit einem gemeinnützigen Träger können bis zum 12. Mai 2025 Förderanträge bei der Koordinierungs- und Fachstelle einreichen.

Seit 2023 wird die Partnerschaft für Demokratie in Warburg über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert. In enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, zivilgesellschaftlichen Akteuren und der Kommunalpolitik setzt sich das Programm für ein lebendiges demokratisches Miteinander ein.

Bürgermeister Tobias Scherf betont die Bedeutung der Initiative: "Die geförderten Projekte tragen maßgeblich zur demokratischen Kultur in Warburg bei. Sie schaffen Räume für Austausch, gesellschaftliche Teilhabe und die Stärkung unserer demokratischen Grundwerte. Wir freuen uns darauf, auch in diesem Jahr wieder engagierte Initiativen zu unterstützen." Bürgermeister Tobias Scherf unterstreicht: "Die Warburger Partnerschaft für Demokratie zeigt, wie engagiert sich Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt für Demokratie und Zusammenhalt einsetzen. Die Vielzahl an erfolgreichen Projekten verdeutlicht, dass Demokratie vor Ort aktiv gelebt werden kann."

Jetzt eigene Projekte einreichen: Fördermittel für 2025 verfügbar

Vom 1.  April bis zum 12. Mai 2025 können Anträge für die dritte Förderperiode der Warburger Partnerschaft für Demokratie gestellt werden. Die Fördermittel stehen zur Umsetzung von Einzelmaßnahmen zur Verfügung. Gefördert werden Projekte, die die Handlungszeile des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ unterstützen:

  1. Demokratie fördern: Maßnahmen, die das Verständnis für demokratische Grundwerte wie Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte stärken und politische Teilhabe ermöglichen.
  2. Vielfalt gestalten: Projekte, die sich mit Diskriminierung oder gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auseinandersetzen und die gesellschaftliche Vielfalt in Warburg fördern.  
  3. Extremismus vorbeugen: Initiativen, die gegen Radikalisierung und Polarisierung wirken und Extremismus sowie demokratiefeindliche Haltungen verhindern.

Die geförderten Projekte können frühestens nach Erhalt des Zuwendungsbescheids des Federführenden Amtes an die Projektträger am 01.06.2025 beginnen und müssen bis spätestens zum 31. Dezember 2025 abgeschlossen sein.

Struktur der Partnerschaft für Demokratie

Im Zentrum stehen zwei Gremien:

  • Das Bündnis für demokratische Werte, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft, legt die strategische Ausrichtung der Partnerschaft fest und entscheidet über Projektanträge aus dem Aktions- und Initiativfonds.

  • Das Jugendforum, bestehend aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 21 Jahre, fördert und entwickelt eigenständig Projekte von und für junge Menschen über den Jugendfonds. Es ist zugleich Ort politischer Bildung, Mitbestimmung und aktiver Teilhabe.

Beide Gremien beraten über die eingereichten Projektideen und sprechen Förderempfehlungen aus. Im Falle einer positiven Entscheidung erteilt das federführende Amt im Fachbereich III – Bildung, Sport und Kultur den offiziellen Zuwendungsbescheid.


Koordinierungs- und Fachstelle

Die operative Umsetzung und fachlich-pädagogische Begleitung der Partnerschaft liegt bei der Koordinierungs- und Fachstelle, angesiedelt beim Verein für Völkerverständigung Warburg e.V.. Sie ist zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Programm, Projektideen und Beteiligungsmöglichkeiten.

Antragsberechtigt sind gemeinnützige Vereine, Initiativen oder Träger, die im Sinne der Programmziele Projekte entwickeln möchten. Die Koordinierungs- und Fachstelle berät bei der Antragstellung, hilft bei der Konzeptentwicklung und begleitet die Umsetzung bis hin zum Verwendungsnachweis.


Mitmachen erwünscht

Ob jung oder alt, Verein oder Einzelperson: Wer sich für ein demokratisches, vielfältiges und respektvolles Miteinander in Warburg einsetzen möchte, ist herzlich eingeladen, Teil der Partnerschaft zu werden.

Sie haben eine Projektidee oder möchten sich engagieren?
Wenden Sie sich gern an die Koordinierungs- und Fachstelle:

Verein für Völkerverständigung Warburg e.V.

Semira Klenk
Bahnhofstraße 28, 34414 Warburg
Tel.: 05641 / 92-1411
E-Mail: s.klenk@warburg.de

Wie stelle ich einen Antrag?

Du hast eine Projektidee, die sich für Demokratie, Vielfalt oder gegen Extremismus stark macht? Dann kannst du Fördermittel über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ beantragen – ganz einfach in wenigen Schritten:

1. Projektidee entwickeln

Dein Projekt sollte mindestens eines der drei Ziele verfolgen:

  • Demokratie fördern (z. B. politische Bildung, Beteiligung)

  • Vielfalt gestalten (z. B. Antidiskriminierungsarbeit)

  • Extremismus vorbeugen (z. B. Aufklärung gegen Hass und Hetze)

2. Beratungsgespräch vereinbaren

Bevor du einen Antrag stellen kannst, ist ein Beratungstermin mit der Koordinierungs- und Fachstelle (Frau Semira Klenk) verpflichtend. Dort wird deine Idee besprochen und gemeinsam weiterentwickelt.

3. Antrag einreichen

Nach dem Beratungsgespräch reichst du deinen Projektantrag mit allen Unterlagen bis spätestens 12.05.2025 per Post ein. Wichtig: Dein Projekt muss im Stadtgebiet von Warburg stattfinden und bis spätestens 31.12.2025 abgeschlossen sein.

4. Entscheidung & Start

Das Bündnis prüft deinen Antrag und spricht eine Empfehlung aus. Bei positiver Entscheidung erhältst du ab voraussichtlich Juni 2025 eine Förderzusage. Erst danach darf das Projekt starten.

5. Umsetzung & Nachweis

Die Förderung erfolgt über Pauschalen für Honorare und Teilnehmende. Nach Projektabschluss musst du einen Verwendungsnachweis einreichen (inkl. Berichten, Listen und Belegen).

Hinweis zur Öffentlichkeitsarbeit

Bei allen Veröffentlichungen müssen die Logos von „Demokratie leben!“, dem BMFSFJ und des Vereins für Völkerverständigung verwendet werden – und vorab zur Freigabe an die Fachstelle geschickt werden.

Alle Formulare, Merkblätter und Muster findest du im rechten Bereich der Seite. 



Für Rückfragen oder Terminvereinbarungen wende dich an:

Koordinierungs- und Fachstelle
z. Hd. Frau Semira Klenk
Bahnhofstraße 28, 34414 Warburg
Tel.: 05641 / 92-1411
mail: s.warburg@warburg.de

Verein für Völkerverständigung e.V.

Der Verein für Völkerverständigung Warburg e.V. setzt sich seit vielen Jahren für den interkulturellen Dialog und das friedliche Miteinander in Warburg und darüber hinaus ein. Ursprünglich gegründet zur Förderung internationaler Städtepartnerschaften, insbesondere mit der polnischen Stadt Prochowice, hat sich der Verein zu einem wichtigen Akteur der zivilgesellschaftlichen Bildungs- und Begegnungsarbeit entwickelt.

Ziel des Vereins ist es, Menschen unterschiedlicher Herkunft, Generationen und Lebensrealitäten miteinander in Kontakt zu bringen und den Austausch über kulturelle, historische und gesellschaftliche Themen zu fördern. Durch vielfältige Projekte – wie internationale Begegnungen, Bildungsfahrten oder lokale Beteiligungsformate – leistet der Verein einen bedeutenden Beitrag zur Stärkung von Toleranz, demokratischen Werten und gesellschaftlichem Zusammenhalt in der Region.

Seit 2023 ist der Verein zudem Träger der Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie in der Hansestadt Warburg im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. In dieser Funktion begleitet der Verein lokale Projektträger bei der Entwicklung und Umsetzung von Förderprojekten im Bereich Demokratieförderung, Vielfaltgestaltung und Extremismusprävention. Gleichzeitig koordiniert er die Arbeit des Jugendforums sowie die inhaltliche Weiterentwicklung der Partnerschaft in enger Zusammenarbeit mit Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft. 

Der Verein steht allen offen, die sich für gelebte Demokratie, respektvolles Miteinander und eine vielfältige Gesellschaft engagieren möchten – sei es durch aktive Mitarbeit, Projektideen oder Unterstützung als Mitglied.

Sie möchten Mitglied werden? Dann wenden Sie sich an unsere Geschäftsführerin: Lisa Schicker.

„Ich weiß, wie es sich anfühlt, zwischen den Welten zu stehen“
Semira Klenk übernimmt die Koordinations- und Fachstelle beim Verein für Völkerverständigung Warburg

Seit dem 17. Februar 2025 leitet Semira Klenk die Koordinations- und Fachstelle beim Verein für Völkerverständigung in Warburg. Mitbringen tut sie nicht nur berufliche Erfahrung – sondern auch eine persönliche Geschichte, die sie tief mit ihrer neuen Aufgabe verbindet. Geboren in Bihać (Bosnien-Herzegowina) und mit zwei Jahren nach Deutschland gekommen, wuchs sie in Süddeutschland mit dem Wunsch auf, nicht aufzufallen. „Meine Familie wollte, dass niemand merkt, dass wir nicht von hier sind“, erzählt Klenk. „Ich habe früh gelernt, mich anzupassen – aber auch, wie sehr man sich selbst dabei verlieren kann.“ Erst später begann sie, sich mit ihrer Herkunft auseinanderzusetzen – eine Reise, die sie über die systemische Beratung bis zu ihrem derzeitigen berufsbegleitenden Studium der Sozialen Arbeit führte. In ihrer Praxis in Höxter begleitet sie heute vor allem Familien, die – genau wie sie selbst – zwischen Herkunft, Erwartungen und dem Wunsch nach Zugehörigkeit ihren eigenen Weg suchen. „Als ich vom Verein für Völkerverständigung hörte, hat mich allein der Name berührt“, erzählt Semira Klenk. „Ich wünsche mir, dass Menschen mit ihren Geschichten gesehen werden – nicht als Problem, sondern als Bereicherung für unser Miteinander.“ In ihrer neuen Rolle möchte sie Projekte unterstützen, Ideen vernetzen und Räume schaffen, in denen Vielfalt nicht nur toleriert, sondern als Stärke gefeiert wird. „Ich glaube daran, dass aus Begegnung Verständnis wächst – und aus Verständnis Verbindung. Genau dafür möchte ich mich einsetzen.“ Bürgermeister Tobias Scherf, der auch zugleich Vorsitzender des Vereins für Völkerverständigung ist, ergänzt, „Ich freue mich, dass der Verein für Völkerverständigung mit Semira Klenk eine so qualifizierte Mitarbeiterin gefunden hat, die sich mit ihrer vielfältigen Erfahrung sehr schnell und engagiert in die Aufgaben einarbeitet. So kann die herausragende Demokratie-Arbeit in der Hansestadt Warburg fortgesetzt werden und auch künftig zahlreiche Ideen, Projekte und Veranstaltungen rund um Vielfalt, Miteinander und Toleranz umgesetzt werden.

Zur individuellen Beratung bei der Antragstellung ab dem Förderjahr 2025 steht Ihnen die Koordinierungs- und Fachstelle, Frau Klenk nach Terminabsprache zur Verfügung. Interessierte können sich gerne per E-Mail oder Telefon melden:

Kontakt:
Semira Klenk – Koordinations- und Fachstelle „Demokratie leben!“
E-Mail: s.klenk@warburg.de
Telefon: 05641/ 92-1411


Logo Verein für Völkerverständigung


Jugendforum

Was ist das Jugendforum?

Das Jugendforum ist ein Ort, an dem junge Menschen mitreden, mitgestalten und mitentscheiden können – und zwar direkt bei uns vor Ort. Es gehört zur Partnerschaft für Demokratie unserer Stadt und wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gefördert. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche aktiv in kommunale Entscheidungsprozesse einzubeziehen.

Im Jugendforum kannst du deine Ideen einbringen, Projekte starten und dich für Themen stark machen, die dir und anderen jungen Menschen wichtig sind – zum Beispiel Freizeitangebote, Umweltschutz, Bildung oder Zusammenhalt in der Gesellschaft.

Wer kann mitmachen?

Alle interessierten Kinder und Jugendlichen zwischen 14 und 21 Jahren sind willkommen! Du brauchst keine Vorerfahrung – nur Lust, dich einzubringen und etwas zu bewegen. Egal ob du regelmäßig dabei sein willst oder erstmal reinschnupperst: Deine Meinung zählt!

Was machen wir konkret?

Das Jugendforum trifft sich regelmäßig, um gemeinsam Ideen zu entwickeln und Projekte umzusetzen. Dabei stehen deine Themen im Mittelpunkt – du entscheidest mit, woran gearbeitet wird! Ob neue Freizeitflächen, Workshops, Events oder Aktionen gegen Mobbing oder Diskriminierung – vieles ist möglich.

Zur Unterstützung steht euch eine Begleitperson aus der Jugendarbeit zur Seite. Außerdem gibt es einen Jugendfonds, also ein eigenes Budget, mit dem eure Projekte finanziert werden können.

Warum lohnt es sich mitzumachen?

  • Du lernst, wie Politik und Demokratie vor Ort funktionieren.

  • Du triffst andere engagierte junge Menschen.

  • Du gestaltest deine Stadt aktiv mit.

  • Du bekommst Anerkennung für dein Engagement – auch z. B. als Pluspunkt für Bewerbungen.

  • Und vor allem: Deine Stimme wird gehört!

Wie kannst du mitmachen?

Ganz einfach: Schreib uns eine Nachricht, komm zu einem unserer Treffen oder sprich uns an! Unser erstes Treffen findet am 30.04.2025 um 17 Uhr statt. 

Demokratiekonferenz 2024

Im Spätsommer 2024 fand die zweite Demokratiekonferenz im Rahmen von „Demokratie leben!“ in der Stadthalle Warburg statt. An der Podiumsdiskussion nahm unter anderem der ehemalige Bundespräsident a.D. Christian Wulff teil.
Vorgestellt wurden die von „Demokratie leben“ geförderten und abgeschlossenen Projekte aus den Jahren 2023 und 2024:

  • Das vom Kulturforum Warburg initiierte Theaterstück „Der Kick“ und der 90-minütige Spielfilm „Romeo und Julia“.
  • Das Musical „Dracula“ des Fördervereins der Johannes-Daniel-Falk-Schule.
  • Das Theaterstück „a Mission for Sisyphos“ der zweite Heimat e.V..
  • Das Projekt „Gib Mobbing keine Chance“ des Förderverein Graf-Dodiko-Schule
  • Die „Bänke für Toleranz“ von dem Sozialdienst katholischer Frauen e.V.
  • Die mobilen pädagogischen Escape-Rooms des Verein Helden e.V.
  • Das Escape-Room-Spiel „fixing the boat“ der Diakonie Paderborn Höxter e.V.
  • Das Trommelprojekt „Rampak Genteng“ der Sekundarschule Warburg
  • Der vom Verein für Völkerverständigung ins Leben gerufene 8er-Rat. Ein Beteiligungsformat für Jugendliche aller achten Klassen in Warburg nach Erik Flügge


Diskussion: „Demokratie und Werte in Zeiten von Social Media“

In der Konferenz diskutierten a.D. Christian Wulff mit renommierten Experten aus Politik, Wissenschaft und Praxis und interessierten Bürgern zum Thema „Demokratie und Werte in Zeiten von Social Media“.
Die Moderation der Diskussion, bei der der Frage nachgegangen wurde, wie Menschen für Demokratie gewonnen werden können, übernahm die Juristin, Forscherin und Speakerin Tahireh Audrey Panahi.
Sie forscht zu dem Thema: Desinformation und Fake News in sozialen Medien.

Darüber hinaus wurde über die Gefahren aber auch Chancen von sozialen Medien für die Demokratie gesprochen, wobei der Schwerpunkt auf das lokale Engagement in Warburg gelegt wurde. Dabei wurde die Vielfalt unserer Stadt deutlich, dass durch das Engagement der aktiven Bürgerschaft gestützt wird und damit zur Weiterentwicklung unsere Gesellschaft beiträgt.
Referenten waren Bildungswissenschaftlerin Ann-Kathrin Nüsse mit dem Schwerpunkt der Kindheits- und Sozialpädagogik. Sie unterstützt Eltern beim Umgang mit Medien im Familienalltag. Der Soziologe und Autor Rainald Manthe. Er thematisiert in seinen Büchern unter anderem das Fehlen von sozialen Begegnungen im Alltag. Die ehemalige Wirtschaftsjournalistin, Autorin und Geschäftsführerin des Bereichs „Demokratie stärken“ der Hertie-Stiftung, Elisabeth Niejahr. Sie setzt sich für das Praktizieren von Toleranz, Respekt und Solidarität in Betrieben, Schulen oder Behörden ein.

Moderatorin Tahireh Audrey Panahi erläuert:
Zu Beginn der 2000er Jahre herrschte eine große Hoffnung in das Potenzial des Internets. Es wurde erwartet, dass das Internet und später auch die sozialen Medien auf globaler Ebene zur Demokratisierung beitragen würden. Diese Hoffnung wich einer großen Enttäuschung. Angesichts von Hasskommentaren, Desinformation und Informationskriegen sind Bürger:innen zurecht desillusioniert. Wir werden heute mit renommierten Experten über die Gefahren, aber auch Chancen von sozialen Medien für die Demokratie diskutieren und dabei den Schwerpunkt auf das lokale Engagement in Warburg legen".

Förderung des konstruktiven Online-Diskurses

Auf Nachfrage von Christian Wulff hatte ich in der Diskussion einige juristische Hintergründe erklärt: "Wir erleben gerade einen Umbruch in der Digital-Regulierung der EU. Der Digital Services Act ist die zentrale neue Verordnung, die viele neue Vorschriften für Online-Plattformen enthält. Geregelt ist z.B. der Umgang mit rechtswidrigen Inhalten und eine Verpflichtung sehr großer Online-Plattformen systemische Risiken, die aus ihren Diensten hervorgehen, z.B. durch Desinformation, zu mindern. Diese Gesetze müssen den Bürger:innen besser erklärt werden, damit jeder über seine Rechte und Pflichten bescheid weiß. Ich persönlich wünsche mir, dass neben den repressiven und risikobasierten Regulierungsansätzen in Zukunft auch chancenbasierte Vorschriften erlassen werden, die den konstruktiven Online-Diskurs fördern."

Ein Netz aus Zusammenhalt und Zusammenarbeit

Fazit: "Wir Bürger:innen sind selbst die Garanten der freiheitlichen Demokratie. Nur durch gelebte Werte kann unsere Demokratie Angriffen trotzen. Aber keiner sollte das Gefühl haben, die ganze Verantwortung alleine tragen zu müssen. Durch Zusammenhalt und Zusammenarbeit können wir ein Netz bilden, das ein konstruktives Miteinander ermöglicht - online und offline. Die Warburger Börde bietet bereits viele Möglichkeiten der persönlichen Begegnung und Vernetzung. Wir haben in dieser Podiumsdiskussion gelernt, dass in der heutigen Zeit flexible Modelle bei Ehrenamt und Vereinsarbeit notwendig sind, um das Engagement und die Erfüllung, die das Engagement für die Demokratie bietet, in viele Hände zu geben. Dabei kann auch Social Media helfen."

Unsere Demokratie ist lebendig und kraftvoll

"Die Konferenz in Warburg war ein mutmachendes Zeichen, wie lebendig und kraftvoll unsere Demokratie ist - sie lebt schließlich von engagierten und interessierten Bürgerinnen und Bürgern aus allen Teilen der Gesellschaft. Begegnungen wie in Warburg verringern Verunsicherungen und Abschottungen. Sie motivieren uns doch alle für eine gute Zukunft, deren Gestaltung in unser aller Hände liegt," so Bundespräsident a.D. Christian Wulff.

Fazit des Bundespräsidenten a.D. Christian Wulff:
"Die Konferenz in Warburg war ein mutmachendes Zeichen dafür, wie lebendig und kraftvoll unsere Demokratie ist - sie lebt schließlich von engagierten und interessierten Bürgerinnen und Bürgern aus allen Teilen der Gesellschaft. Begegnungen wie in Warburg verringern Verunsicherungen und Abschottungen. Sie motivieren uns doch alle für eine gute Zukunft, deren Gestaltung in unser aller Hände liegt."

Warburg Gespräche zur Religion

Im Rahmen der Demokratiekonferenz trafen sich der Bundespräsident a.D. Christian Wulff mit Vertretern der Warburger Religionsgemeinschaften im Kirchenschiff des Klosters St. Jakob von Sarug. Sie diskutierten über die Vielfalt der Religionen in der Stadt, der Toleranz mit den Kulturen, der Demokratie als auch über Sorgen und Bedenken über aktuelle politische Entwicklungen. Im Zuge des Besuches führte der Gastgeber Erzbischof Philoxenus Mattias Nayis Bürgermeister Scherf mit Christian Wulff durch den Ausstellungsraum des Klosters, in dem u.a. religiöse Texte in aramäischer Sprache ausgestellt werden.

Ein feierlicher Moment für die Stadt war der Eintrag des Ehrengastes in das goldene Buch der Hansestadt. Im Zuge des Religionsgespräches hinterließ Bundespräsident a.D. Christian Wulff im Beisein unseres Bürgermeisters Tobias Scherf und Vertretern des Syrisch-orthodoxen Kirche eine schriftliche Erinnerung an seinen Besuch in Warburg und die Teilnahme an die, gerade in den aktuellen Zeiten,  wichtigen Gesprächen und Diskussionen.


Bürgermeister Tobias Scherf fand treffende Worte zur Eröffnung des Gesprächs:
"Wir haben uns für dieses Gespräch über „Religion und Demokratie“ ganz bewusst für diesen geschützten Rahmen hier im Kloster entschieden", erklärt Bürgermeister Tobias Scherf. "Wir haben festgestellt, dass Warburg eine tolerante und weltoffene Stadt ist, dass Menschen, die bei uns leben, hier willkommen sind. Es gilt für uns das Prinzip: Wer bei uns in Warburg - als Flüchtling oder Asylbewerber - lebt oder ankommt, wird menschenwürdig und anständig behandelt. Die Würde des Menschen ist unantastbar", so der Bürgermeister.

Zudem sei festzustellen: "Die Vielfalt der Religionen ist ein Ausdruck unserer Willkommenskultur. Das friedliche Miteinander der Religionen in dieser Stadt gibt es seit viel Jahren, Jahrzehnten, Jahrhunderten. Ihre Teilnahme, verehrte Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften, bringt dies zum Ausdruck".
Auch in der Hansestadt stehe die Demokratie unter Druck,  gibt es Ängste der Menschen vor Fremden, vor Andersartigkeit, vor anderen Religionen, vor Überforderung.
"Auch wir stellen fest, dass Miteinander, Verständnis und Toleranz von manchen nicht immer verstanden und gelebt wird", resümiert der Bürgermeister.

Aber: gerade deswegen haben wir uns im Bundesprogramm "Demokratie leben!" beworben und nehmen nun im zweiten Jahr mit zahlreichen Projekten teil: Demokratie braucht Verteidigung und Wertschätzung, daran arbeiten viele Menschen in dieser Stadt. Demokratie kann, darf und muss auch seitens der Religionsgemeinschaften geschätzt und verteidigt werden. Wir alle können aktiv die Ängste vor Veränderung, die Ängste vor dem anderen angehen und deutlich machen: Wir heißen all diejenigen Willkommen, die unsere demokratische Gesellschaft voranbringen und mitgestalten.



Der Moderator des Gesprächs, Claus Peter Müller von der Grün betont das Potential Warburgs
"Vielen Dank, dass ich das Warburger Religionsgespräch mit Bundespräsident Wulff und sechs Vertreterinnen und Vertretern des Buddhismus, des Christentums und des Islams moderieren durfte. Das Gespräch offenbarte, dass und wie ein tolerantes Miteinander gelingt, wenn sich die Glaubenden in gegenseitiger Achtung begegnen und im Gegenüber vor allem den anderen Menschen sehen, den Gott nach seinem Bilde geschaffen hat, und dessen Würde mithin  unantastbar ist (Artikel 1 Grundgesetz)", so Müller von der Grün.

Vielfalt ist Reichtum

Es sei beeindruckend, welche religiöse und damit auch kulturelle Vielfalt die Menschen in Warburg Tag für Tag leben. Hier gibt es die katholische Kirche (beinahe in Sichtweite des Hohen Doms zu Paderborn), die Evangelische Kirche, eine Freie Evangelische Gemeinde, die Neuapostolische Kirche und Baptisten, aber vor allem auch das Zentrum der syrisch-orthodoxen Christen in Deutschland mit dem Sitz des Erzbischofs, den Islamischen Kulturverein mit einem Haus für das Freitagsgebet und einen buddhistischen Tempel im Bahnhofsgebäude mit einer Gemeinde, die aus dem gesamten deutschsprachigen Raum nach Warburg blickt.Ein Grund für das gute Zusammenleben mag die Überschaubarkeit der Stadt sein, aber vor allem die ganz selbstverständliche Begegnung all dieser Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit im Alltag. Warburg zeigt, dass Vielfalt Reichtum ist.Herausragend ist auch die Initiative des Bürgermeisters Tobias Scherf, die Religionen in all ihrer Vielfalt mit dem Warburger Religionsgespräch in den Mittelpunkt der Begegnung und des Diskurses gerückt zu haben – insbesondere in einer Zeit, da manche Menschen in diesem Land die Furcht vor Vielfalt aufwühlt und die Feinde des guten Zusammenlebens Angst erzeugen und verbreiten, um aufzuwühlen.

Menschen in Warburg setzen Impulse

Das Warburger Religionsgespräch und die Vorgespräche mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Gesprächsrunde haben mir schließlich gezeigt, welches Potential auch in einer kleineren Stadt vorhanden ist. Freilich, hier wird es keine Institution wie eine „Evangelische Akademie“ geben. Aber eine Einrichtung ähnlich wie ein „Evangelisches Forum“, sozusagen eine Stadtakademie, wäre schon denkbar. Ich bin in Warburg Menschen begegnet, die genug Impulse zu setzen in der Lage sind, um eine solche Institution des Austauschs  über das Jahr mit Leben zu füllen  - mit einem Programm, das zugleich den Geist, wie auch alle Sinne anspricht. Ein Forum, das nicht segregiert, sondern inkludiert.

Einladung zu "Pfarrer Piepers philosophischem Salon"

Für die Ortskundigen habe ich schon erste Ideen: Die katholische Seite lädt ein zu „Pfarrer Piepers philosophischer Salon“. Partizia Müller, die evangelische Pastorin, offenbart  „Meine römische Liebe“ und erläutert in einer weiteren Veranstaltung das Verhältnis von Mensch und Tier am Beispiel des Hundes. Sie wird erklären, warum das Tier keine Sache ist, wie es Kant behauptet hat. Pfarrer Bernd Kappes (Ev. Akademie Hofgeismar) dürfte sich freuen, hierzu einen Beitrag zu leisten. Ayse Ergin nimmt den Buchtitel von Jan Loffeld „Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt“ auf und berichtet von dem Wandel, den sie in der deutschen, aber auch in der türkischen Gesellschaft beobachtet. Detlev Schmidt erläutert im Vergleich von Autoindustrie und zum Beispiel dem Gesundheitssystem, warum Qualität kein Kostenfaktor und niemals zu teuer ist, sondern Erfolg begründet und Kosten senkt. Schließlich spricht Tu Houa über das Verhältnis von Glauben, Lachen und guten Geschäften. Und wenn sich die Akteure während der Veranstaltungen online international vernetzen mit Referenten und Rezipienten, dann liegt Warburg mittendrin.



Pfarrer Gehrhard Piepers Wahrnehmung des Religionsgesprächs:
Pfarrer Gehrhard Pieper, Leiter des Pastoralen Raumes Warburg und Dechant im Kreis Höxter, beschreibt sein Erleben des Religionsgespäches rückblickend:
Ich beginne eher ein wenig poetisch. Der Tag begann regnerisch und kühl. Die Sonne kam aber heraus, vertrieb Regen und Wolken, gab einem frühherbstlichen Tag eine Chance. Und der ergriff sie.
Ich denke, das passt auch inhaltlich und atmosphärisch gut zur Beschreibung der Stunden im syrisch-orthodoxen Kloster. Gespräch mit den Religionsgemeinschaften, Demokratie, Toleranz, Miteinander – in Anwesenheit vom Altbundespräsidenten Christian Wulf – das hört sich staatstragend und wichtig an, das beeindruckt und hat das Potential einzuschüchtern. Für Warburg und für die syrisch-orthodoxen Gastgeber in jedem Fall ein großer Tag.

Ein wertschätzendes Gespräch für alle Teilnehmenden

Die Gastfreundschaft des Erzbischofs, seiner Mönche und Schüler, war mustergültig. Der Gäste erwünscht und darum hofiert. Danke.
Das Setting, Stuhlanordnung, Gesprächsvorbereitung und Rahmen angenehm und Vertrauen erweckend. Das Gespräch würde für alle Teilnehmenden angenehm und wertschätzend sein. War es dann auch. Herrn Müller von der Grün meinen herzlichsten Dank.
Ja, Herr Tu war und ist mir als Gastronom vertraut. Seine Herzlichkeit überzeugt/überzeugte. Dass von Warburg aus Glaubensbrüder/-schwestern bis nach Rosenheim im Blick sind/ Herzensangelegenheit sind, war mir neu und erweckt in mir großen Respekt.

Die Definition von Freiheit

Der gesellschaftliche Rahmen, in dem das Gespräch stattfand, ist mehr mit Regen und Wolken als mit einem sonnigen Herbsttag in Verbindung zu bringen. Von daher war die Frage, die an mich gerichtet wurde, Freiheit und bisweilen auch das Ergebnis freier, gleicher und geheimer Wahlen auszuhalten mit Blick auf die jüngsten Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen, ein großer Aufschlag.
Mir war es bei der Beantwortung der Frage wichtig, nicht auf den „Osten“ zu verkürzen, nicht bei Schlagworten zu bleiben. Worte wie Freiheit und Demokratie werden in meiner Wahrnehmung zu selbstverständlich gebraucht, als wenn alle sich längst schon auf deren Inhalt verständigt hätten. Freiheit ist für mich nicht zunächst eine „Freiheit von“, sondern eine „Freiheit zu“. Freiheit ist für mich mehr als „Du hast mir gar nichts zu sagen. Ich kann machen, was ich will.“ Das wäre für mich pubertär, unmündig. Freiheit, so wie ich sie verstehe, ist eine „zu“. Was ist mir wichtig? Wofür will ich mich einsetzen? Welche Ziele und Ideale sind für mich/ für uns handlungsleitend.

Demokratie ist ein "großes, gemeinsames Projekt"

Und Demokratie, das zweite große Wort, ist für mich weniger eine Herrschaftsform – nämlich die des Volkes, sondern eine große Idee. Die Idee nämlich, dass wir Deutschen gelernt haben, dass wir gute Nachbarn sein wollen – in Europa und darüber hinaus, dass man vor uns keine Angst haben muss; dass wir gute Nachbarn sein wollen – auch in unserem alltäglichen Umfeld, dass uns der oder die andere wertvoll ist, ob er/sie nun groß oder klein, alt oder jung, Mann oder Frau ist; dass Religion, Bekenntnis oder Nichtbekenntnis für uns kein Ausschlussgrund sind; dass uns Rechte und Pflichten, dass uns Rechtstaatlichkeit und Gewaltenteilung wichtig sind. Und gerade da werde ich sorgenvoll. Diese Big Story, diese Erfolgsgeschichte, scheint mir zwischen unseren Fingern zu zerrinnen. Demokratie ist für mich mehr als ein Wohlstandsmotor. Demokratie ist für mich eine Idee, eine Haltung, ein großes und ein gemeinsames Projekt. „Storytelling“ tut not.

Menschenfreundlichkeit ganz alltäglich leben

Gefragt, was Kirche und Glaube nun tun könne, damit Demokratie funktioniere? Die Kirchen sind längst nicht mehr „der“ Kitt der Gesellschaft. Der moralische Zeigefinder hat sich selbst disqualifiziert, ist wahrscheinlich auch gar nicht angezeigt. Kirchen und Religionsgemeinschaften können das tun, was ihnen eigen ist, was ihrem Wesen entspricht: Sehnsüchten und Träumen, Sorgen und Befürchtungen Raum zu geben, sie aussprechbar und besprechbar zu machen. Was sind denn die tiefergehenden Themen? Könnte man die Dinge auch anders sehen? Welche Lösungsansätze könnte es geben? Was täten mir gut, wissend, das Veränderung herausfordert ist? Im kirchlichen Kontext könnte man das Seelsorge oder Trauerarbeit nennen. Menschen einfach guttun. In anderen Zusammenhängen spräche man von Changemanagement.
Beeindruckend fand ich die „Good News“, aber auch deren Echtheit und Offenheit, der übrigen Gesprächsteilnehmer/innen. Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft, Religionszugehörigkeit und Lebenswelt sind hier in Deutschland/ hier in Warburg angekommen, heimisch und Mitbürger/innen geworden. Das gilt es auch wahrzunehmen, neben dem Regen und den Wolken des sonstigen gesellschaftlichen Diskurses. Diese Big Story soll und darf uns niemand madig machen. Und darum gilt es diese Menschenfreundlichkeit ganz alltäglich zu leben.
Der Bundespräsident, in der Mitte sitzend und sicher auch im Focus aller, sich selbst nicht überhöhend, vielmehr nahbar, zugewandt, wach, motivierend, wertschätzend, werbend für Demokratie und Freiheit, werbend für eine Zusammenleben, wie es mir gefällt. Danke.